Integrierte Ländliche Entwicklung
Wasser verbindet – Die ILE Ampertal auf Spurensuche in Franken Exkursion zu Wasserwirtschaft, Klimaresilienz und regionaler Zusammenarbeit

Eine Besuchergruppe steht auf einer WeggabelungZoombild vorhanden

Foto: Guido Romor

(10.10.2025) Ampertal – Wenn sich 40 Bürgermeisterinnen, Bürgermeister und Gemeinderäte frühmorgens im Dunkeln auf den Weg machen, ist das kein gewöhnlicher Ausflug – es ist ein Aufbruch. Ziel der dreitägigen Exkursion war es, Ideen, Impulse und praxisnahe Beispiele zu sammeln, wie andere Regionen den Wandel gestalten.

Am 10. Oktober 2025 machte sich eine Delegation aus dem Ampertal auf den Weg nach Franken, um zu erleben, wie andere Regionen mit Herausforderungen umgehen, die auch das Ampertal bewegen: Klimaanpassung, Wasserwirtschaft, Energieversorgung und der sorgsame Umgang mit Landschaft und Ressourcen. Der Himmel war noch dunkel, die Stimmung dennoch erwartungsvoll. Nach Butterbrezen und ersten Gesprächen im Bus führte die erste Etappe nach Illertissen.

Das Bild zeigt einen See zwischen Bäumen.Zoombild vorhanden

Foto: Stefanie Frees

Einblicke, Austausch und Netzwerk in der ILE-Familie
In Illertissen begrüßten Bürgermeister Jürgen Eisen und Andreas Probst, Umsetzungsbegleiter der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Iller–Roth–Biber, die Gruppe im Bürger- und Begegnungshaus „Adler“. Probst schilderte die vielfältigen Handlungsfelder der Region – von Siedlungsentwicklung über Naherholung bis hin zu Energie und Klima – und beeindruckte mit Beispielen gemeinsamer Projekte: kommunale Wärmeplanung, Gründung eines Regionalwerks und einer Bürgerenergiegenossenschaft. Ein kurzer Abstecher in die liebevoll umgebaute alte Schranne, heute Ort der Stadtratssitzungen, rundete den Besuch ab.
Eingang zum Krafthaus BrombachseeZoombild vorhanden

Foto: Nina Huber

Klimaresilienz und Schwammlandschaft – Ideen, die Zukunft haben
Die nächste Etappe führte in eine der niederschlagsärmsten Regionen Bayerns: den Landkreis Neustadt an der Aisch–Bad Windsheim. Nach dem extrem trockenen Sommer 2022 beschloss der Landkreis, als Pilotprojekt „Bayerns erster klimaresilienter Landkreis“ voranzugehen und eine sogenannte „Wasserkümmerin“ einzusetzen. Eine eigens gegründete Arbeitsgruppe bringt seither alle relevanten Akteure an einen Tisch, um Hürden zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Inzwischen beteiligen sich 38 Kommunen an dieser Kooperation. Der Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach, Heiko Mooshammer, führte die Gruppe zu mehreren Projektstandorten.
In Neuherberg berichteten Bürgermeister Dieter Springmann und Ortssprecher Förster, wie ein alter Mischkanal zu einem modernen Regenwasserkanal mit Absatzbecken umgebaut wurde – ein Vorzeigeprojekt mit starker Bürgerbeteiligung. In Uffenheim testet man „grüne Gräben“, kleine Querbauwerke, die Niederschlagswasser zurückhalten und so das Mikroklima stabilisieren. Drittes Ziel war die Gerolzbach-Aue, ein LEADER-Projekt, das Naherholung, ökologische Aufwertung und Regenrückhalt vereint.
Bürgermeister Endress und Altbürgermeister Strauß zeigten stolz die multifunktionale Nutzung der Maßnahme.
Anita Wölfle hob besonders die pragmatischen Lösungen hervor: „Ich fand es toll, dass dort grüne Gräben angelegt werden, die nicht als Gewässer dritter Ordnung gelten, sondern in Verantwortung der Gemeinden oder Landwirte liegen. Mit einfachen Holzbohlen wird das Wasser zurückgehalten, sodass sich Hochwasser besser verteilt und die Unterlieger entlastet werden. Ebenso beeindruckend war, dass stillgelegte Kläranlagen zu Rückhaltebecken umfunktioniert wurden – nachhaltig, kostengünstig und mit aktiver Beteiligung der Bevölkerung.“
Als Wasserspeicher umgenutzte KläranlageZoombild vorhanden

Foto: Ellen Dankowski

Wasser in der Stadt – Bambergs Balance zwischen Nutzen und Natur
Nach einem ersten Tag voller Eindrücke und vieler Gespräche über Wasser, Klima und Zusammenarbeit begann der zweite Tag mit barockem Glanz: Schloss Weißenstein bei Pommersfelden, einst Sommerresidenz des Fürstbischofs von Bamberg, bot eine eindrucksvolle Kulisse für den Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Hermann Hammerl, Erster Bürgermeister von Kranzberg und Vorsitzender der Öko-Modellregion Ampertal, erinnert sich: „Die Führung im Schloss war beeindruckend – ein herrliches Ensemble, das Geschichte atmet. Danach ging es nach Bamberg, wo uns das Wasserwirtschaftsamt zeigte, wie Hochwasserschutz, Energiegewinnung und Ökologie Hand in Hand gehen. Drei Generatoren liefern dort Strom für rund 2.000 Haushalte – und gleichzeitig sorgen Fischpässe und ausgeklügelte Bauwerke dafür, dass die Regnitz ökologisch durchgängig bleibt. Eine großartige planerische Leistung.“
In Bamberg zeigte Hans-Joachim Rost vom Wasserwirtschaftsamt Kronach, wie die Stadt ihre Flusslage nutzt – von historischen Wasserkraftanlagen bis zur modernen Energiegewinnung. Bamberg profitiert dabei nicht nur energetisch: Das Wasser kühlt die Stadt, steigert die Lebensqualität und schafft ökologische Erlebnisräume.
Besonders eindrucksvoll war das ERBA-Gelände: einst Industriebrache der Baumwollspinnerei, heute Modell für nachhaltige Stadtentwicklung mit Universität, Wohnen und Parkanlagen. Herzstück ist der 1,2 Kilometer lange Fischpass, der im Rahmen der Landesgartenschau 2012 angelegt wurde. Das neue Bachbett führt rund 1.000 Liter Wasser pro Sekunde und ermöglicht Fischen den Aufstieg von der Regnitz bis zum Main.
Ellen Dankowski, Projektleiterin „Schwammregionen in Oberbayern“, hob hervor: „Von nachhaltiger Wassernutzung in der Landwirtschaft über klimaresiliente Infrastruktur in der Stadt bis hin zur ökologisch verträglichen Wasserkraft zeigte die Exkursion, wie vielfältige Ansätze gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum Wasserrückhalt und zur Stärkung des ökologischen Gleichgewichts leisten.“
Besuchergruppe am Notüberlauf des RückhaltebeckensZoombild vorhanden

Foto: Ellen Dankowski

Technik, Natur und Verantwortung – ein starkes Zusammenspiel
Am dritten Tag führte die Reise in das Fränkische Freilandmuseum – eine Zeitwanderung durch 700 Jahre fränkische Bau- und Alltagskultur. Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster empfing die Gruppe inmitten parkartig eingebetteter, liebevoll restaurierter Gebäude.
Den Schlusspunkt setzte der Besuch des Wasserwirtschaftsamts Ansbach mit einer Besichtigung des Überleitungswerks am Brombachsee – ein technisches Meisterwerk der Wasserüberleitung Donau–Main. Es gleicht das Wassergefälle zwischen Nord- und Südbayern aus, schützt Franken vor Wasserknappheit und trägt gleichzeitig zum Hochwasserschutz im Bamberger Raum und im Unteren Altmühltal bei. Das Bauwerk prägt zudem die Tourismusregion Fränkisches Seenland – ein Symbol für das Zusammenspiel von Technik, Natur und Lebensqualität.
Bürgermeister Anton Geier aus Haag an der Amper zeigte sich besonders beeindruckt: „Es war faszinierend zu sehen, wie sich die Landschaft durch dieses riesige Bauwerk verändert hat. Der Damm, das Kraftwerk, die gesamte Wasserhaltung – das war ein einmaliges Erlebnis. Besonders spannend war, wie genau erklärt wurde, wie so ein Bauwerk entsteht. Für mich war das einer der Höhepunkte der gesamten Reise.“
Eine Besuchergruppe auf dem Pfad des FreilandmuseumsZoombild vorhanden

Foto: Susanne Huber

Vernetzung, Lernen, gemeinsames Handeln“ – Stimmen aus dem Ampertal
Guido Romor, viele Jahre beim Amt für Ländliche Entwicklung tätig und nun im Ruhestand als Betreuer der ILE Ampertal aktiv, hat auf Bitten der Bürgermeister die Exkursion konzipiert. „Nach den Überschwemmungen im Sommer 2024 hat sich das Thema Wasser schlagartig nach oben geschoben. Mit der Exkursion wollten wir zeigen, wie kleine, mittlere und große Maßnahmen zusammenspielen können – vom Regenrückhalt bis zur Wasserüberleitung.“
Uwe Gerlsbeck, Erster Bürgermeister von Kirchdorf an der Amper, Vorsitzender der ILE Ampertal und Mitorganisator der Fahrt, sieht darin einen großen Mehrwert: „Als ILE sind solche Exkursionsfahrten wichtig, damit sich die Akteure untereinander vernetzen. Wir Bürgermeister treffen uns zwar regelmäßig, aber hier sind auch viele Gemeinderäte dabei – da wächst das Miteinander richtig zusammen.“
Nina Huber, Umsetzungsbegleiterin des Kulturraums Ampertal, freute sich über das große Interesse: „Ich fand es toll, dass so viele dabei waren – und dass das Thema Wasser und Klima auf so viel Resonanz gestoßen ist. Überall sind Gespräche entstanden, Netzwerke, neue Ideen.“
Susanne Huber, Sachgebietsleitung Landespflege am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, betonte: „Die Exkursion hat den Teilnehmenden eindrücklich gezeigt, wie Wasserrückhalt auf unterschiedlichen Maßstabsebenen gelingen kann – von der kleinen Rückhaltemulde bis hin zur Talsperre trägt jeder Baustein zur Klimaresilienz bei.“
Nach drei Tagen voller Eindrücke, Gespräche und regionaler Spezialitäten – von Karpfen über Schäufele bis hin zu fränkischem Wein und Bier – kehrte die Gruppe inspiriert ins Ampertal zurück. Die Exkursion machte deutlich: Zukunft entsteht dort, wo Menschen gemeinsam handeln – im Großen wie im Kleinen, im Ampertal wie in Franken.

Quelle: Nina Huber, ILE Kulturraum Ampertal