Presseinformationen Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern
Ökologische Flurneuordnung im Brucker Moos mit Staatspreis 2020 ausgezeichnet

(1. September 2021) Bruck, Landkreis Ebersberg - Im Brucker Moos ist es gelungen, Wegweisendes für den Schutz des Moores und für die Stärkung der biologischen Vielfalt anzustoßen. Besonders hervorzuheben ist dabei das gute Zusammenwirken vieler. Das gilt für die Akteure, also die Behörden, die Landwirte, und die Bevölkerung vor Ort. Aber auch das Zusammenspiel des Bayerischen Arten- und Biotopschutzprogramms mit den Instrumenten der Ländlichen Entwicklung ist beispielhaft.

Im Ergebnis wurde so ein einzigartiger Naturraum gestärkt, Klimaschutz betrieben und die Artenvielfalt durch das Bereitstellen von Entwicklungs- und Rückzugsflächen gefördert. Weshalb die am Projekt beteiligten Gemeinden Bruck, Baiern und Aßling sowie die Teilnehmergemeinschaft durch Frau Staatsministerin Michaela Kaniber mit dem Staatspreis 2020 prämiert wurden.

Nachdem eine zentrale Veranstaltung mit Urkundenübergabe leider aufgrund des Corona-Infektionsgeschehens nicht stattfinden konnte, nahm Josef Holzmann, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern die Übergabe des Staatspreises am Infostadel in Alxing vor. Dort konnten die Bürgermeister der Gemeinden Bruck, Josef Schwäbl, Baiern, Georg Huber, Aßling, Hans Fent, der Landrat des Landkreises Ebersberg, Robert Niedergesäß, sowie die langjährige Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, Ursula Mesch die Urkunden entgegennehmen. Zudem wurden die ehrenamtlichen Vorstandmitglieder, Martin Hutterer, Max Finster, Korbinian Paul Ampletzer und Herr Josef Rüegg für ihren jahrelangen unermüdlichen Einsatz durch Herrn Holzmann geehrt.

Im Jahr 1992 wurde das Brucker Moos ins Bayerische Arten- und Biotopschutzprogramm aufgenommen. Bereits vor Anordnung des Flurneuordnungsverfahrens waren einzelne Flächen im Eigentum oder in Förderprogrammen des Naturschutzes. Die Landwirte waren auf die Bewirtschaftung der Flächen angewiesen und konnten nicht noch mehr Flächen aus der Nutzung nehmen. Aufgrund der zunehmenden Besitzsplitterung, der Nutzungs- und Zielkonflikte sowie des Drucks auf den Pachtmarkt kam der Naturschutz mit der Umsetzung des Programms nicht mehr weiter. Das Ausmagern, das Vernässen des Moorkörpers oder der Schutz von Wiesenbrüterbereichen konnten nur durch Bodenordnung erreicht werden, da die landwirtschaftliche Nutzung nicht weiter extensiviert werden konnte und die von öffentlicher Hand erworbenen Flächen teils zersplittert und zerstreut zwischen intensiv genutzten Flächen lagen. Viele Landwirte waren bereit, Flächen aus den schützenswerten Hoch- und Niedermoorbereichen herauszutauschen. Der Landkreis wurde beim Erwerb von Flächen im Kernbereich und außerhalb unterstützt. Wertvolle Flächen im Kerngebiet konnten in öffentliches Eigentum überführt werden. Auch für die Landwirte wurden Verbesserungen geschaffen: Flächen wurden getauscht und bestmöglich zusammengelegt. Dies geschah auf freiwilliger Basis, da zu Beginn die Widerstände der Grundeigentümer und die Vorbehalte gegen den Naturschutz sehr groß waren.

Das Projekt wurde gemeinsam mit der Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung umgesetzt. Neben der bodenordnerischen Unterstützung leistete die Teilnehmergemeinschaft viel Vermittlungs- und Kommunikationsarbeit. Die ganze Bevölkerung hat sich ins Verfahren eingebracht. So beteiligten sich die Grundschulkinder im Rahmen einer Pflanzaktion, Freiwillige halfen bei Landschaftspflegearbeiten. Besonders aber die Landwirte konnten als Unterstützer bei der Landschaftspflege gewonnen werden, ihre anfänglichen Vorbehalte konnten so beseitigt werden.
Die intensive landwirtschaftliche Nutzung einschließlich Maisanbau, aber auch die Nutzungsaufgabe führten zu Problemen durch Eutrophierung einerseits, Verkrautung und Verbuschung andererseits. Die Dränierung der Flächen verursachte eine Sackung des Moorkörpers. Wichtige Pflegemaßnahmen waren daher die Entbuschung der Hochmoorheiden und Brachflächen, die Schaffung von Pufferzonen sowie die Extensivierung der landwirtschaftlich genutzten Flächen, so dass auch Wiesenbrüter wieder heimisch werden konnten. Wegweisend ist das Verfahren Brucker Moos daher besonders im Artenschutz. Es herrschen mittlerweile ideale Bedingungen für Spezialistenarten, die Feuchtflächen brauchen, wie beispielsweise den Riedteufel oder den Abbiss-Scheckenfalter. Das Moor dient als Rückzugsort für boden- und gewässerbrütende Vogelarten. Neben dem Arten- und Biotopschutz fördert das Brucker Moos den Klimaschutz: Ein Hochmoor in seinem natürlichen Zustand bindet rund 1,5 Tonnen CO² pro Hektar und Jahr.

Gefördert wurde auch das Pflege- und Renaturierungskonzept, das unter anderem die Anlage eines Streuobstackers enthält. Ferner wurde ein Infostadel samt Unterstand für seltene Haustierrassen gebaut. Hier werden die Tauernschecke und das alpine Steinschaf gehalten. Durch den Infostadel einerseits und sparsamen Wegebau (nur 1 Stichweg ins Kerngebiet) andererseits findet eine Lenkung der Besucher statt, die Besucher bleiben der sensiblen Kernzone des Brucker Mooses fern.

Max Finster, Korbinian Paul Ampletzer, Martin Hutterer, Josef Rüegg präsentieren die verliehenen Urkunden

Andreas Weindler,
Abdruck honorarfrei

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Georg Huber, Josef Schwäbl, Robert Niedergesäß, Ursula Mesch, Josef Holzmann, Hans Fent präsentieren die erhaltenen Urkunden

Andreas Weindler,
Abdruck honorarfrei

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